Wir nähern uns dem Ende der Wiederherstellungs-Challenge, die wir vor mehr als einem Monat ausgerufen haben.
Heute geht es um die Königsdisziplin der Wiederherstellung von Daten: Die gesamte Site soll aus dem Backup zurückgespielt werden und zusätzlich noch die Domain gewechselt. Solche Szenarien gibt es häufig, wenn du eine Website spiegeln möchtest, beispielsweise um eine Testumgebung aufzubauen.
- Zum Start-Artikel der Wiederherstellungs-Challenge
- Level 1: Datensicherung zurückspielen mit den Assistenten von BackWPup und UpdraftPlus
- Level 2: Manuelle Wiederherstellung von Dateien mit BackWPup und UpdraftPlus
- Level 3: WordPress-Site bei Ausfall des Hosters wiederherstellen
- Level 4: Dieser Artikel
In Level 4 der Wiederherstellungs-Challenge geht es um die hohe Kunst der Wiederherstellung:
Sei es aus Gründen einer Spiegelung der Umgebung für Testzwecke oder wegen eines Totalausfalls wie in Level 3: Dir steht nur die Datensicherungs-Datei zur Verfügung und du möchtest sie auf einer neuen Adresse bereitstellen. Neben dem reinen Zurückspielen der Daten musst du also auch noch darauf achten, dass die neue Webadresse an allen Stellen genutzt wird: Bilder in Artikeln sind mit einer eigenen Adresse versehen, auch Links auf eigene Beiträge enthalten die komplette Webadresse.
Wie sorgst du dafür, dass die gesamte Website auch unter dem neuen Namen läuft?
Dieses Level ist besonders herausfordernd, da es nicht nur um das bloße Zurückspielen von bestehenden Daten geht, sondern auch diese bei der Wiederherstellung verändert werden müssen. Glücklicherweise gibt es hierzu auch Unterstützung von den Backup-Plugins. Und ganz am Ende zeigen wir dir, wie du ganz ohne Unterstützung deine Website wieder zum Fliegen bekommst.
Inhaltsverzeichnis
Wiederherstellung WordPress-Backup mit BackWPup
Grundsätzlich sind die ersten Schritte ähnlich wie in Level 3: Du installierst ein komplett neues WordPress, installierst das BackWPup Pro-Plugin (die kostenlose Variante unterstützt leider keine assistentengestützte Wiederherstellung seit Oktober 2024 ist dies auch im kostenlosen Paket möglich) und wählst das Backup-Archiv der alten Installation aus.
Die detaillierte Anleitung findest du im eigenen Artikel WordPress Site bei Ausfall des Servers wiederherstellen.
Der einzige Unterschied zum Level 3 ist, dass du bei dem Bereich Migration Settings
unter Migrate URL
den Haken setzt.
Das Feld Old URL
verweist auf die alte Adresse, die wird aus dem alten Backup entnommen. Auch die neue Adresse unter New URL
wird meist selbstständig erkannt. Schau hier zur Sicherheit noch einmal genau hin, denn dies wird die Adresse sein, auf die die gesamte Site umgestellt wird.
Fahre im Anschluss so fort, wie es im Level 3 skizziert ist.
Zum Abschluss wirf noch einen kurzen Blick auf das Kapitel „Nacharbeiten“, das wichtige Infos enthält.
Wiederherstellung WordPress-Backup mit UpdraftPlus
Auch UpdraftPlus bietet eine Wiederherstellung unter einer anderen Domain als vorher. Um dies zu erreichen, muss jedoch das Migration Addon gekauft werden. Dies kann einzeln erworben werden, jedoch lohnt sich auch der Blick auf das Premium-Plugin an sich: Es schaltet alle Funktionen über das Migrator Addon hinaus frei und ist, wenn man beim Einkauf die richtige Version auswählt, auch in kleineren Paketen als die Standardauswahl zu erhalten.
Ähnlich wie in Level 3 der Wiederherstellungs-Challenge ist der erste Schritt die Inbetriebnahme eines neuen WordPress auf dem neuen Server. Installiere nun das UpdraftPlus-Plugin. Achte darauf, nicht die Version aus dem offiziellen WordPress-Repository zu nehmen, da diese nicht die Premium Features enthält. Die Vollversion gibt es auf der herstellereigenen Website. Auf dieser gibt es auch die Anleitung, wie du die Addons bei dir in Betrieb nimmst.
Als nächsten Schritt importiere deine bestehenden Backups in UpdraftPlus. Wie das konkret geht und was zu beachten ist, haben wir schon in Level 3 einmal skizziert. Ohne einen Import der Daten werden die folgenden Schritte nicht funktionieren.
Wenn du das Plugin installiert und deinen UpdraftPlus-Account mit dem Plugin verbunden hast, klicke im Dashboard auf Einstellungen
➝ UpdraftPlus Sicherungen
und anschließend auf den Tab Migrieren / Klonen
. Hier gibt es im unteren Bereich drei große Buttons.
Wähle den Button zum Wiederherstellen eines Backups auf die aktuelle Site, somit den Button mit der Beschriftung Diesen Standort durch ein existierendes Backup wiederherstellen
.
Hast du entsprechende Backups vorher importiert, kannst du sie nun in einem kleinen Dropdown-Feld auswählen. Solltest du hier mehrere Datensicherungen sehen, wähle diejenige aus, die du wiederherstellen möchtest.
Du wirst weitergeleitet in den Wiederherstellungs-Assistenten, der dich fragt, was du alles wiederherstellen möchtest. Klicke hier alles an (du benötigst Backup-Daten für die Plugins, die Themes, die Uploads, die Datenbank und andere Daten).
Im nächsten Schritt erkennt UpdraftPlus, dass das bestehende Backup nicht mit der aktuellen Site zusammenpasst und bietet automatisch an, entsprechende Einstellungen in der Datenbank vorzunehmen. Damit alles glatt geht, lasse den Haken bei Datenbankwiederherstellungsoptionen
auf jeden Fall gesetzt.
Klicke auf den Button Wiederherstellen
und lasse den Assistenten durchlaufen. Je nach Umfang der Datensicherung dauert der Vorgang eine Weile. Nachdem der Vorgang durchgelaufen ist, ist dein Backup unter einer anderen Domain wiederhergestellt worden.
Zum Abschluss wirf noch einen kurzen Blick auf das Kapitel „Nacharbeiten“, das wichtige Infos enthält.
Wiederherstellung WordPress-Backup auf fremder Domain
Wenn dein Backup-Plugin keine automatische Migration auf eine andere Domain anbietet: Nicht schlimm, wir packen das 🙂
Stelle als erstes dein WordPress mit deinem Backup-Plugin wieder her – das Verfahren ist also identisch zu sonst: WordPress neu installieren, Plugin installieren, Backup zurückspielen.
Nun ist aber noch die zugeordnete Adresse falsch.
Häufig ist eine Wiederherstellung intelligent genug, die Adressen im WordPress selbst anzupassen. Wenn du dein Admin-Dashboard nach einer Wiederherstellung aufrufen kannst, dann ist der größte Schritt schon getan.
Alternativ öffne deine wp-config.php
und füge folgende Zeile hinzu:
<?php
// ...
// Diverser Code deiner wp-config.php
// ...
// Füge folgende Zeile vor dem Kommentar // That's all, stop editing hinzu.
define('RELOCATE',true);
/* Das war’s, Schluss mit dem Bearbeiten! Viel Spaß. / / That's all, stop editing! Happy publishing. */
/** Der absolute Pfad zum WordPress-Verzeichnis. */
if ( ! defined( 'ABSPATH' ) ) {
define( 'ABSPATH', dirname( __FILE__ ) . '/' );
}
?>
Rufe nun deine Website unter http://www.neueadresse.de/wp-login.php
auf. Dies stellt im Hintergrund die Adresse korrekt um.
Entferne nun die gerade eingefügte Zeile wieder aus der wp-config.php
. Dies ist sehr wichtig, da du ansonsten eine immense Sicherheitslücke öffentlich verfügbar machst. Weitere Methoden zur Umstellung und mehr Informationen gibt die eigene Codex-Seite auf wordpress.org.
Alle Adressen in Beiträgen und Seiten ändern mit Better Search Replace
Nun ist deine Website wieder erreichbar, aber die Bilder und Inhalte werden nicht korrekt angezeigt. Das liegt daran, dass nun die WordPress-Einstellungen die richtige Adresse haben, aber die Seiten und Beiträge nicht umgestellt wurden. Das müssen wir nun noch nachholen.
Installiere hierfür das kostenlose Plugin Better Search Replace: Es durchsucht die Datenbank und kann ersetzt bestimmte Texte durch neue Texte – genau das wollten wir erreichen. Installiere das Plugin und rufe es unter Werkzeuge
→ Better Search Replace
auf.
Fülle das Feld Suchen nach:
mit http://www.meinealtewebsite.de
und das Feld Ersetzen durch:
mit http://www.meineneuewebsite.de
. Beachte, dass meinealtewebsite.de
und http://www.meineneuewebsite.de
nur ein Beispiele sind und mit der realen Adresse deiner Website ersetzt werden muss. Bei den Tabellen wähle alle aus, die mit dem Präfix deiner WordPress-Installation beginnen (meist wp_
). Meistens sind dies alle Tabellen.
Du kannst gern einen Testlauf machen, ansonsten nimm den Haken an der richtigen Stelle heraus. Bevor du nun alle Änderungen durchführen lässt, fertige auf jeden Fall eine Datensicherung an, damit du im Notfall alles wieder herstellen kannst: Die Veränderungen finden ohne weitere Tests direkt an der Datenbank statt und können in Ausnahmefällen auch zu Störungen führen.
Nach der Durchführung der ersten Ersetzung führe den Lauf noch einmal durch, dieses Mal jedoch ohne www.
in den Feldern, sodass das Feld Suchen nach:
beispielsweise http://meineneuewebsite.de
lautet. Auch hier achte darauf, die Adresse mit deiner echten Website-Adresse zu ersetzen.
Ist alles gut durchgelaufen, hast du nun hoffentlich alle Verknüpfungen angepasst. Sollte wider Erwarten deine Website nun nicht mehr ordnungsgemäß funktionieren, spiele die Datensicherung wieder ein. So hast du den Ursprungszustand wiederhergestellt und ein Experte kann sich die Umstellung im Detail anschauen und diese dann durchführen.
Wenn alles gut gelaufen ist, kannst du das Plugin Better Search Replace auch wieder deinstallieren: du brauchst es nicht mehr.
Nacharbeiten: Eine neue Datensicherung anlegen
Wenn du die Wiederherstellung erfolgreich durchgeführt hast, bleibt zum Abschluss nur noch eines: Auf jeden Fall eine neue Datensicherung anlegen, damit du beim nächsten Mal wieder so souverän und störungsfrei durch den Vorgang kommst.
Fazit der Wiederherstellungs-Challenge – und Danksagungen
Nun haben wir alle vier Level durchgespielt und jedes Szenario einer möglichen Wiederherstellung einer Datensicherung erwähnt. Glücklicherweise nehmen einem die Plugins viel Arbeit ab, sodass man kaum technische Kenntnis benötigt, um eine Datensicherung wiederherzustellen. Selbst technisch komplexe Vorgänge werden durch die Plugins verlässlich durchgeführt.
Das wichtigste im gesamten Prozess bleibt: Habe immer ein aktuelles Backup und speichere dies außerhalb des Servers, auf dem die Website liegt. Ohne Backup kannst du auch keine Daten wiederherstellen, logisch. Ist der Server abgestürzt, hilft es dir, die Sicherungen eben nicht auf diesem zu speichern.
Wenn du diese wenigen Grundsätze berücksichtigst, bist du sehr gut auf den Notfall vorbereitet.
Zum Abschluss bleibt noch der Dank:
Danke an Inpsyde (Plugin Autor von BackWPup) und UpdraftPlus (Plugin Autor von UpdraftPlus), die jeweilen Software-Firmen hinter den hier verwendeten Plugins. Sie haben den Webfalken kostenlos alle notwendigen Lizenzen bereitgestellt, um die Anleitungen Schritt für Schritt zu dokumentieren und Screenshots erstellen zu können.
Vielen Dank für den unkomplizierten Support, ohne den diese Artikelserie nicht möglich gewesen wäre.